Spiel mit Metallkugeln kennengelernt
Ob Mann oder Frau, jung oder alt: Beim Pétanque besteht Chancengleichheit. Es können alle das gleiche Mass an Kraft, Taktik und mentaler Stärke mitbringen und sich fair miteinander messen.
BAD ZURZACH (fs) – In der Ausschreibung für den Pro Senectute-Kurs – aufgeteilt an drei Dienstagmorgen zu zweieinhalb Stunden – war zu lesen: „Pétanque, der Volkssport der Franzosen, ist viel mehr als nur ein Spiel, sondern eine Philosophie. Es kann unabhängig vom Alter erlernt und gespielt werden.“ Nach der Begrüssung im schmucken Bistro, dessen Decke mit zigtausend Korkenzapfen versehen ist, händigte Hans Erne den acht Teilnehmern eine Kopie mit den wichtigsten Regeln aus. Darauf stand unter anderem, dass beide Beine am Boden bleiben, bis die gespielte Kugel den Kiesboden berührt hat. Dazu erwähnt der Kursleiter, dass dies einer der Hauptfehler sei. Dann war genug der Theorie, und es ging hinaus ins Freie auf die hergerichteten Plätze.
Auf den Kiesboden begeben
Ausgerüstet mit je drei Kugeln wurden erste Zielübungen ausgeführt. Hans Erne sah mit geschultem Auge, welche Voraussetzungen die (Anfänger-) Gruppe aufweist. Danach bildeten sich vier Zweierteams, um eine offizielle Partie auf 13 Punkte zu bestreiten. „Das ist wie beim Curling“, sagte jemand, als die Kugel gerade vor dem „Cochi“ – Kurzbezeichnung für die farbige Zielkugel – stehen blieb. Bei der schwierig einzuschätzenden Unterlage zeigten sich die Tücken und glücklichen Umstände. Am Ende wurde auf den obligaten Händedruck verzichtet. Einer der einzuprägenden Grundsätze hiess: „Wer die letzte Kugel abgibt, hebt den Abwurfring auf und nimmt ihn mit. Sonst ist die nächste Runde zu bezahlen!“
Bestimmte Spielsituation geübt
Was ist ein Volltreffer? Antwort darauf erhielten die Teilnehmer am zweiten Kurstag. Wegen Regenschauer fanden sie sich im Boulodrome ein, das 2014 fertiggestellt wurde und über sechs Bahnen verfügt. Zuvor bekamen sie ein zweites Blatt ausgehändigt, mit der Ueberschrift „Spielanleitung vereinfacht“. Auf dem Platz wurde versucht, die gegnerische Kugel mit einem scharfen Schuss oder Bogen wegzubefördern. Bei der zweiten Variante sollte die eigene liegen bleiben. Die Paarungen dienten dazu, diese Taktik anzuwenden. Hans Erne gab den Rat, nicht alle Kugeln zu verpulvern, sondern sie im vorderen Bereich zu platzieren. Der Zwischenstand war auf den blau-weiss-roten Anzeigetafeln mit schwarzen Magneten ersichtlich.
Eine ruhige Kugel schieben
„Spielen und spielen lassen!“ Dieses Motto galt für den dritten und letzten Kurstag, der witterungsbedingt erneut drinnen abgehalten wurde. Nebst der Doublette lernten die Teilnehmer die anderen Formationen kennen, und zwar das Tête-à -tête (2 Einzelspieler mit je 3 Kugeln) sowie die Triplette (2 Teams mit je 3 Spielern und gesamthaft 6 Kugeln). Dabei ging es knapp zu und her, bei Millimeter-Entscheiden musste sogar das Massband zu Hilfe genommen werden. Zuletzt wurden beim Gläschen Weisswein die Kontaktdaten ausgetauscht, um in naher Zukunft einen Termin zu vereinbaren. Der allgemeine Tenor lautete, dass die ersten Schritte neben dem sozialen Aspekt sehr wohl etwas gebracht haben.
Besonderer Reiz als Freizeitsport
Für Bernhard Erne – Sohn des Kursleiters, seit 22 Jahren dem 80 Mitglieder umfassenden Verein „zum Gut“ als Präsident vorstehend und unter www.boule.ch einen Internet-Shop betreibend – ist es speziell, aktiv dabei zu sein. „Wir messen uns mit den besten Spielern der Schweiz, meistens im Welschland. Beim Turnier selber geht es konzentriert und ruhig zur Sache. Wenn die Partien beendet sind, ist die Stimmung locker und kameradschaftlich.“ Weil die „Championat Suisse Pétanque“ mehrheitlich an einem noch nie besuchten Ort stattfindet, wird die Gegend auch kulinarisch entdeckt. Das ergibt einen guten Mix aus Sport und Spass.
Wie kommen die Einsteiger nun zu Spielpraxis? Dazu meint Bernhard Erne: „Unsere Aussenplätze dürfen gratis benutzt werden. Wer vom Pétanque-Virus infiziert und oft „sur place“ ist, kennt schnell die Leute vom Verein und kann von deren Erfahrung im Bereich Technik, Taktik und Regeln viel lernen.“ Als Schlussbemerkung fügt er an, dass Gönner keine Mitglieder sind, sondern den Club in finanzieller Hinsicht unterstützen.
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